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12.02.2020

Peter Heinemann Foto: © Walter Wolf

Eine Bestandsaufnahme des heimischen Försters Peter Heinemann im Heimathaus Drolshagen

Mit einer fachlichen und gleichzeitig kurzweiligen Bestandsaufnahme des Drolshagener Waldes durch den Revierförster Peter Heinemann startete der Heimatverein für das Drolshagener seine Veranstaltungen zum Jahresthema „Wald“ und wieder im voll besetzten Vortragsraum des Heimathauses. Neben den Stammgästen bei Veranstaltungen des Heimatvereins waren auch viele Drolshagener Waldbesitzer gekommen, die sich engagiert an der Diskussion beteiligten.

Peter Heinemann ging zunächst auf die Geschichte des Drolshagener Waldes ein. Die Urlandschaft unseres Mittelgebirgsraums war durch Wälder bestimmt, die spätestens seit dem 10. – 11. Jahrhundert gerodet wurden, um Raum für die Subsistenzlandwirtschaft zu schaffen. Holz war Baumaterial, wurde zum Heizen gebraucht und der Boden als Einstreu in der Viehwirtschaft (Plaggen) genutzt.


Peter Heinemann stellte anhand historischer Bilder – u.a. aus der Sammlung von Rudi Alterauge – dar, dass es im 18. und 19. Jahrhundert erheblich weniger Wald gab als heute. Grund dafür war neben der ungezügelten Nutzung des Waldes durch die Landwirtschaft wie der Viehhude auch der hohe Bedarf an Holzkohle für die Eisenverhüttung im südlichen Sauerland und Siegerland. Erst mit der Herrschaft der Preußen gab es eine geordnete Forstwirtschaft. In diese Zeit fällt auch die Einführung der im Sauerland nicht heimischen Fichte als Brotbaum der Waldwirtschaft. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auch im Drolshagener Raum eine verstärkte Fichtenanpflanzung betrieben, um Holz für die Reparationsleistungen und den beginnenden Wiederaufbau, aber auch für die Steinkohlegruben des Ruhrgebietes zu bekommen.

Der heutige Wald in Drolshagen ist überwiegend Privatwald, der auch bei scheinbar größeren Waldflächen in einzelne Klein- und Kleinstparzellen aufgeteilt ist. Kleinstprivatwald, so zeigte der Revierförster auf, bringt einerseits Probleme in der Bewirtschaftung mit sich, sorgt andererseits aber auch für eine vielschichtige Struktur der Wälder, selbst vor dem Hintergrund, dass der Nadelholzanteil hier etwa 66 % beträgt, natürlich mit einem hohen Fichtenanteil. Seit gut 200 Jahren versucht der Gesetzgeber Einfluss auf Wald und Waldbesitzer zu nehmen, um die Bewirtschaftung zu erleichtern, ja sogar erst zu ermöglichen und um Raubbau am Wald möglichst einzuschränken. Ausflüsse aus diesen Bemühungen sind Gründung verschiedener forstlicher Zusammenschlüsse. Die Waldwirtschaftsgemeinschaft Drolshagen ist eine der ältesten in NRW.


Der Referent ging danach auf den Wirtschaftsfaktor Wald ein, und zeigte auf, wie die heutige Forstwirtschaft mit modernsten Analyseinstrumenten und Digitalisierung betrieben wird. In diesem Zusammenhang ging er auch auf die jüngsten „Kalamitäten“ – wie er es nannte – ein: die Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 und den Befall der Fichtenwälder mit dem Borkenkäfer. Er wies anhand aktueller wissenschaftlicher Analysen auf, wie stark aktuell der Boden bis in Tiefen von 1,80 ausgetrocknet ist. Mit Schaubildern zeigte er, dass im vergangenen Jahr insbesondere in der Vegetationsperiode die Temperatur 4 Grad über und der Niederschlag um 70 % unter dem Referenzwert gelegen hat. Die Folgen waren, wie Fotos aus den Wäldern rund um Drolshagen zeigten, vertrocknete, abgestorbene Bäume. Zusätzlich erläuterte er, unterstützt durch einen Film der Universität Göttingen, den Befall der Fichten mit dem Buchdrucker und Kupferstecher, beides heimische Borkenkäferarten, der durch die Trockenheit noch beflügelt wurde. Nach einschlägigen Berechnungen können in einem Baum innerhalb eines Jahres bis zu 1,5 Milliarden (!) Exemplare ihr Unwesen treiben.

Auf die Frage, wie diesem begegnet werden könne, musste er resigniert zugeben, dass weder mit Giften noch mit Fallen die Plage hinreichend bekämpft werden kann. Das Problem werde sich nach dem exponentiellen Wachstum der Borkenkäferpopulationen in den nächsten Jahren vielleicht erst durch das Aussterben der Fichte im Sauerland lösen. In diesem Zusammenhang wies er auch auf die fallenden Holzpreise durch das Überangebot und den Qualitätsverlust durch den Borkenkäferbefall hin. Auch die Exporte nach China seien hier keine optimale Lösung. Ein anwesender Waldbauer wies in der Diskussion auf die existenzbedrohende Situation und seine mit Anderen unternommene Aktion hin, dass politische Konsequenzen daraus zu ziehen seien.

Peter Heinemann Foto: © Walter Wolf

Abschließend stellte der Revierförster noch alternative Baumarten vor, die im Klimawandel gegenüber den Bedrohungen durch Trockenheit und Wärme resistenter seien und die heimischen Arten ergänzen könnten. Auch alternative Formen der Wiederbewaldung zeigte er auf. Ob damit das Grundproblem gelöst sei, konnte er auch nicht beantworten, da mit neuen Baumsorten auch neue Probleme auftauchen könnten, und vor allem auch Widerstand zu erwarten sei, da das Erscheinungsbild des Sauerlandes sich stark verändern könnte. Und nicht zuletzt kann der Erfolg der Aktionen auch erst durch die nachfolgenden Generationen wirklich beurteilt werden. Noch lange ging die fachliche Diskussion im informellen Bereich der Gaststube des Heimatvereins weiter. Peter Heinemann stammt aus Bad Hersfeld in Nordhessen. Nach Abitur und Bundeswehr hat er in Rotenburg an der Fulda sein einjähriges Forstpraktikum absolviert, in Göttingen den Diplomingenieur und im Forstamt Minden, Ostwestfalen seinen Anwärterdienst gemacht. Seit Juli 1989 ist er Leiter des Forstbetriebsbezirks Drolshagen. Der Bezirk gehört zum Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland, Sitz in Olpe.