Nachruf Prof. Dr. Hubertus Halbfas
01.03.2022
Nachruf
Prof. Dr. Hubertus Halbfas
ist am 1. März 2022 gestorben.
Traurig nehmen wir Abschied vom Gründer unseres Vereins
Prof. Dr. Hubertus Halbfas
* 12.07.1932 † 01.03.2022
Schon in seiner Jugend, als Schüler, bewies sich Hubertus Halbfas in Drolshagen als Antreiber, stellte Jugendgruppen im Verbund der St.-Clemens-Gemeinde auf und leitete sie als Pfarrjugendführer. Aus dieser aktiven Zeit zehrte die Drolshagener Jugendarbeit, die sich später KJG nannte, über Jahrzehnte.
Seine Radtouren mit seiner Jugendgruppe, die bis in den Süden Frankreichs führten, sind legendär. Die dabei von ihm angefertigten Detailzeichnungen bedeutender Bauwerke aus verschiedenen Epochen zeigen schon früh sein Gefallen an und sein Gespür für gelungene Architektur und Gestaltung.
Auch wenn ihn seine berufliche und wissenschaftliche Arbeit weit von Drolshagen fortführte, blieb er doch immer seiner Heimatstadt verbunden. Die Verbindung an seine Heimat konnte er dann in den 70-er und besonders seit den 80-er Jahren zu Drolshagens Gewinn intensiv unter Beweis stellen:
Er verfasste 1975 einen sogenannten Rahmenentwurf zur Orts- und Landschaftspflege anlässlich der anstehenden 500-Jahr-Feier der Stadt Drolshagen, den er dem Rat der Stadt zur Auseinandersetzung und Beschlussfassung vorlegte. Neben bundes- und landesrechtlichen Bauvorschriften gab es damals keinerlei ortseigene Satzungen, die ein reflektiertes Gestalten öffentlicher Räume und Planen, Renovieren und Bebauen privater Grundstücke im Ortskern der Stadt verlangten.
Im Rat der Stadt wurde dieser Rahmenentwurf zunächst distanziert aufgenommen und fand erst durch Hubertus’ intensive Argumentation mit einflussreichen Mitstreitern eine mehrheitliche Zustimmung im Rat und in der Bevölkerung.
Denn hier zeigte jemand zum ersten Mal auf, worauf es eigentlich ankam und machte jemand konkrete Vorschläge für eine Stadtplanung, die die einmalige Gestalt unseres Ortes bewahrt und schützt – ohne dabei die Erfordernisse der Gegenwart und Zukunft zu verkennen.
In all dem zeigte sich Halbfas’ Kampfgeist: Am Anfang steht die Analyse. Maßstäbe werden benannt. Daran gemessene Fehlentwicklungen werden erkannt. Dann werden Lösungsvorschläge formuliert. Dann beginnt die Überzeugungsarbeit: zunächst werden Mitstreiter überzeugt., dann die Entscheider.
Diese Vorgänge und persönlichen Anstrengungen gehören zur Vorgeschichte des Heimatvereins. Sie bewegten sich jedoch auf einer privaten Ebene eines einzelnen engagierten Bürgers, und im Gespräch mit der Verwaltung legitimierte Hubertus Halbfas keine Wahl und keine Institution.
In den 80-er Jahren veranstaltete er in Drolshagen und in Benolpe, Bleche, Brachtpe, Eichen, Dumicke, Frenkhausen, Halbhusten, Hützemert, Iseringhausen, Junkernhöh, Lüdespert, Schreibershof und Wegeringhausen Informationsabende zu den Themen „Heimatkunde, Geschichte und Brauchtum“. Er initiierte einen Arbeitskreis „Naturschutz und Landschaftspflege“ und einen weiteren namens „Baupflege und Ortsgestaltung“. Aus diesem Engagement heraus gründete er zusammen mit inzwischen 40 gewonnenen Mitstreitern im Jahr 1987 unseren Heimatverein. Bis heute bilden die drei genannten Themenkreise den Schwerpunkt unserer Arbeit. Hinzu kam seine Initiative zur Errichtung des Drolshagener Labyrinths. Bis zuletzt bewegte ihn die Sorge, ob wir es auch ordentlich pflegen und erhalten. Ohne seine Tatkraft und Durchsetzungsfähigkeit wären Erwerb und Umbau unseres „Heimathauses“ in der Annostraße nicht gelungen. Ihm verdanken wir unsere große heimatkundliche Bibliothek. Mit seinen Vorträgen und Schriften zu den Themen Heimatgeschichte und Heimatentwicklung, in seiner Funktion als Ortsheimatpfleger und durch seine Mitarbeit sowohl im Kreisheimatbund als auch im Sauerländischen Heimatbund gab er unermüdlich Denkanstöße. Hubertus Halbfas war ein gefragter Experte in Drolshagen, im Kreis Olpe und weit darüber hinaus - und er scheute sich nie, wenn es darauf ankam, auch beißend hart, Fehler zu benennen und Korrekturen einzufordern. Seine zahlreichen Veröffentlichungen zu unserer sauerländischen Heimat gaben vielen Menschen eine Einsicht in deren Schönheit und Eigenheiten. Er mahnte immer wieder an, die Besonderheiten unseres Lebensraumes nicht durch unbedachtes Planen und Handeln zu gefährden. Sein Beispiel ermunterte und ermutigte viele Menschen, sich selbst für einen reflektierten Umgang mit unserer Heimat tatkräftig einzusetzen. Bis 2014 leitete er unseren Verein, der inzwischen auf über 500 Mitglieder angewachsen war, vorbildlich. Auch danach ließ er bis zuletzt nicht nach, den Heimatverein mit konstruktivem und kritischem Engagement zu begleiten.
Als der Heimatverein für das Drolshagener Land seinen 25. Geburtstag feierte, schloss Hubertus Halbfas seinen Rückblick auf diese Zeit mit folgenden Worten, mit Worten, die seine Motivation für sein großes Engagement am besten zusammenfassen, mit Worten, die uns einen Auftrag geben und Ansporn sind: „Die Heimat ist im Leben eines jungen Menschen zunächst das unreflektiert Selbstverständliche und wird nur langsam als eine stets zu leistende Aufgabe begriffen.“ Das ist ein Erziehungsprozess, den sich ein Heimatverein auf die Fahne schreiben muss. „Im letzten geht es nie um den Verein, sondern um die Frage, was gesehen, gesagt und getan werden muss, damit die Menschen den Ort, an dem sie leben und arbeiten, als eine Heimat erfahren, die ihnen hilft, einander und das Land zu lieben.“
Jetzt ist Hubertus´ Stimme für immer verstummt. Was von ihm bleibt, sind Erinnerungen, sind seine Schriften, sind solche wichtigen Worte.