Vortrag Familie Bonzel

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Die Familiengeschichte der Bonzel aus Drolshagen und Olpe

Dr. Stephan Schlösser vor dem Portrait des Johann Baptist Bonzel aus Drolshagen aus dem Jahr 1814

Der Vortragssaal war voll, als Dr. Stephan Schlösser im Drolshagener Heimathaus die Familiengeschichte „Bonzel in Drolshagen und Olpe“ vortrug. Seit 1630 sind 15 Generationen der Familie lückenlos dokumentiert. Von 1700 bis 1800 waren Bonzels ausschließlich in Drolshagen ansässig. Der wohl Interessanteste aus dieser Zeit war der Hofrat Dr. Johann Baptist Bonzel, der 1760 in Drolshagen geboren wurde. Er führte ein äußerst bewegtes Leben als Notar, Erzieher und Arzt in der napoleonischen Zeit in Wien, St. Petersburg, London und Rotterdam. Bei einer Erkundungsreise starb er in Südamerika im Jahr 1819. Sein handschriftliches, in Guiana verfasstes Testament ist im Besitz des Heimatvereins Drolshagen, sein 1814 in Holland gemaltes Portraitgemälde ist erhalten. Siehe Foto.

Franz-Josef Bonzel war der erste Drolshagener Bonzel, der nach Olpe ging, er heiratete dort 1803. Hier gründete er im Biggetal mehrere Industrieunternehmen, die von seinen Söhnen und Enkeln fortgeführt wurden. Aus mehreren Stahlwerken, Walzwerken (mit der ersten Dampfmaschine im Kreise Olpe) und Ziegeleien, rauchten im Biggetal zwischen Ronnewinkel und Heggen die Schornsteine seiner Unternehmen. Sohn Robert Bonzel war Abgeordneter im preußischen Landtag in Berlin für die Kreise Olpe, Meschede, Wittgenstein und Arnsberg.

Die älteste Enkelin von Franz-Josef war die 1830 geborene Ordensgründerin und 2013 selig gesprochene Maria Theresia Bonzel. Dr. Schlösser belegte in seinem Vortrag, dass die Familie Bonzel maßgeblich dazu betrug, dass ihre franziskanische Schwesterngemeinschaft, die in Olpe das erste Waisenhaus im Sauerland errichtet hatte, als eine eigene Ordensgemeinschaft anerkannt werden konnte. Als M.T. Bonzel 1905 starb, hinterließ diese körperlich kleine, aber wirkmächtig große Frau einen Orden mit 73 Niederlassungen in Deutschland und 49 in den USA mit inzwischen 1.500 Schwestern.

Eine sehr traurige Entdeckung machte Dr. Schlösser bei seinen Nachforschungen zu Emilie Bonzel aus Olpe. Von ihr war wenig bekannt. Bei seiner hartnäckigen Suche nach ihrem Lebensweg fand der Vortragende schließlich eine Heiratsakte aus dem Jahr 1938 im Standesamt eines kleinen Ortes in der Nähe von Nizza an der französischen Mittelmeerküste. Emilie Bonzel heiratete dort Alfred Lichtenstein, einen Textilfabrikanten aus dem Rheinland. Er war von den Nationalsozialisten als Jude ausgebürgert und enteignet worden. Dr. Schlösser fand heraus, dass er vier Jahre nach seiner Hochzeit von Paris aus ins Vernichtungslager Auschwitz transportiert wurde. Seine Frau Emilie wurde ins Frauen-KZ nach Ravensbrück in Brandenburg verbracht. Dort verliert sich ihre Spur. In diesem KZ ermordeten die Nazis über 20 Tausend Menschen am Ende des Krieges. Emilie Bonzel aus Olpe wird wohl dazu gehört haben.

Die Bonzel´schen Ärzte waren das nächste Vortragskapitel. Eugen Bonzel und sein Sohn Eugen waren über Jahrzehnte praktische Ärzte in Olpe an der Martinstraße. Der älteste Sohn des letzten Eugen ist Klaus-Eugen Bonzel, Professor an der Uniklinik Essen und bis 2008 Direktor der Klinik für Kindernephrologie. Sein Bruder Prof. Dr. Tassilo Bonzel war nach seiner Ausbildung an amerikanischen Universitäten einer der Pioniere der interventionellen Herzkatheruntersuchungen in Deutschland und bis 2009 Chefarzt am Klinikum Fulda.

Die meisten Nachkommen der Drolshagen/Olper Familie sind heute in alle Welt verstreut, aber einige Namensträger leben noch in Olpe. Sie waren alle bei dem Vortrag anwesend. Besonders begrüßt wurde der 80-jährige Rudolf Bonzel, der das Unternehmertum seiner Vorfahren wieder aufnahm und 1985 in Oberveischede eine Rohrzieherei gründete.