31.01.2024
Drolshagener Familien- und Beinamen
Referent: Walter Wolf
Bereits eine halbe Stunde vor Beginn des Vortrags zu den Familien- und Beinamen in Drolshagen im Heimathaus war der große Vortragssaal gut besetzt. Zuletzt mussten weitere Stühle im Haus besorgt werden, um den über 80 Personen auch Sitzmöglichkeiten zu bieten.
So groß war offensichtlich das Interesse der Drolshagener, mehr über die Herkunft und Bedeutung der Drolshagener Familien- und Beinamen zu erfahren. Den Erwartungen konnte der Referent des Abends, Walter Wolf vom Heimatverein für das Drolshagener Land, voll entsprechen. Über 1 ½ Stunden hörten die Teilnehmer konzentriert seinen Ausführungen zu und bestätigten, dass sie viel Neues und Ungewöhnliches erfahren hätten.
Das ist insofern bemerkenswert, da viele Drolshagener in der Stadt und auf dem Land mit den über Jahrhunderte gebräuchlichen Beinamen vertraut waren und sie selbst im Alltag benutzten. Der Referent bot ihnen dazu Erklärungen für über 50 Namen an, die er historisch begründete und durch Vergleiche mit alt- und mittelhochdeutschen Ableitungen in ihrer ursprünglichen Bedeutung erklärte. Dazu erschlossen auch Rückgriffe auf das Drolshagener Platt, einem Mischdialekt mit niederfränkischen und westfälischen Elementen, den wesentlichen Gehalt der Namen.
Walter Wolf stellte zu Anfang das System der Namensbildung in wesentlichen Punkten vor, sodass die Zuhörer die Entwicklung der Familien- und Beinamen immer besser verstehen konnten, welche Bedeutung dahinterstand. Besonders hohe Aufmerksamkeit war zu spüren, als der Referent zunächst alte Familiennamen aus Dokumenten des 15. bis 17. Jahrhunderts ableitete, um dann die dazugehörigen Beinamen zu begründen. Dabei wies er auf, dass bis zum 16. Jahrhundert nur wenige echte Familiennamen vorhanden waren, vielmehr neben den Rufnamen die Bezeichnungen nach Wohnorten, Wohnstätten oder Herkunft dominierten. Danach aber standen im Wesentlichen die historischen Familiennamen fest, die überwiegend aus der bäuerlichen Lebenswelt stammten wie Ackerschott oder Alterauge, Bezüge zu Wohnstätten aufnahmen wie bei Schürholz, Bieker oder Wigger oder auf Ortsnamen zurückgegriffen wurde wie bei Alperscheid, der als Familienname auch mal als „Alpenscheid“ geführt wurde.
Deutlich machen konnte der Referent auch, dass die Beinamen, die überwiegend im 19. Jahrhundert entstanden, aus Bezeichnungen der Wohnstatt wie bei Biekenpeters oder den Namen der Frauen gebildet wurden wie bei Stinches. Erstaunlich war auch das Gedächtnis der Alltagssprache, die die Beinamen über Jahrhunderte weiterführte wie bei Pennen oder Limpen. Wiederkehrend machte der Referent auch auf zu oberflächliche oder falsche Begründungen in Literatur über Drolshagen aufmerksam, zeigte aber auch den feinen und spitzfindigen Humor der Drolshagener auf, wenn ein Beiname z.B. Surk lautete, was eine plattdeutsche Bezeichnung für einen kleinen sauren Apfel ist. Angeregt wurde auch, einen Arbeitskreis zu gründen, der sich der vielen Beinamen der Drolshagener in einer fachlichen Analyse annimmt.
Walter Wolf wird die Recherchen, die weit über die an dem Abend vorgestellten Ausführungen hinausgehen, zusammen mit denen zum Dräulzer Platt zeitnah in einem Buch zur Verfügung stellen. Der Arbeitstitel lautet plattdeutsch „Nu klaffe dou…“ – „Nun sag du mal was dazu…“. Die Ausführungen, die er in dem Buch über Familien- und Beinamen im Wendschen zusammengefasst hat, finden eine sehr gute Resonanz und animieren dort auch, über die Bedeutung der historischen Namen zu forschen. Der Vorsitzende des Heimatvereins Stephan Schlösser, selbst passionierter Ahnenforscher, wünschte sich dies auch für die Arbeit im Heimatverein Drolshagen.